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HARKEERAT MANGAT

The Existence Machine
2018, HD Video in progress
 
Hargesheimer Kunstauktionen
Friedrich-Ebert-Straße 11


„Im Hause Hargesheimer Kunstauktionen legen internationale Bieter_Innen und Mitarbeiter_Innen am Samstag, dem 28. April 2018, eine Pause ein, bevor das letzte Los der zweitägigen Veranstaltung aufgerufen wird: eine nie zuvor entzündete Talgkerze aus der Privatsammlung des russischen Historikers Vasily Kovalevsky. Kovalevsky, besser bekannt für seine ausführliche Forschung zu Englands mittelalterlicher Wirtschaftsentwicklung denn für das wiederholte, sporadische, bisweilen jahrelange Sitzenlassen seiner Familie oder den gänzlichen Rückzug aus seinem sozialen Umfeld, legte in seinem Testament fest, dass, sollte sein persönlicher Besitz jemals zum Verkauf stehen, als Veräußerungsmethode die sogenannte Kerzenauktion gewählt werden solle, und zwar unter Verwendung keiner anderen als eben dieser Talgkerze.
 
Die Familie Hargesheimer entschloss sich aus unbekannten Gründen (wahrscheinlich jedoch aufgrund familiengeschichtlicher Berichte über Belästigungen durch unerwünschte übernatürliche Kräfte) dazu, Kovalevskayas sonderbare Bitte, die im Testament von Polina Kovalevskaya, Kovalevskys kürzlich verstorbener Ururenkelin, bekräftigt wurde, zu erfüllen. Im Format der Kerzenauktion bestimmt die unberechenbare Dauer des Brennens des Kerzendochts die Länge der Auktion. Das Erlöschen der Flamme signalisiert das Ende des Bietvorgangs. Die Person mit dem höchsten, vor Abbrennen des Dochts aufgerufenen Gebot erhält den Zuschlag. Nachdem die Auktionatorin Kovalevskys Kerze entzündet hat, werden die Anfangsgebote abgegeben.
Nach schätzungsweise dreieinhalb Stunden kann ein älterer Herr namens Markus Heer, Sohn des österreichischen Historikers Friedrich Heer, welcher 1938 von österreichischen Nazis für die Gründung einer katholischen Widerstandsgruppe verhaftet wurde, die Auktion für sich entscheiden.“
Harkeerat Mangat
 
Harkeerat Mangats interdisziplinäre Praxis untersucht alternative Formen und Methoden der Komposition. Er überträgt mitunter Kompositionsmuster und Schemata aus der Musik auf die Organisation seiner filmischen Stoffe und Performances, die oft mit szenisch Inszenierungen in realen Settings arbeiten.
 
Harkeerat Mangat (*1990 in Vancouver) studierte Film und Medien an der Emily Carr Universität in Vancouver, Kanada. Seit 2014 studiert er in der Klasse von Christopher Williams an der Kunstakademie Düsseldorf. Seine Arbeiten waren u.a. in Gruppenausstellungen im Aga Khan Museum, Toronto; Museum Abteiberg, Mönchengladbach; KIT – Kunst im Tunnel in Düsseldorf zu sehen. Seine Filme wurden auf dem Image Festival in Toronto und dem Filmlab Festival 2017 der Filmwerkstatt Düsseldorf gezeigt.